Cars of Hope auf Lesbos: Willkommen in Europa!

Seit dem 17. Dezember 2017 sind wir nun auf Lesbos und versuchen die unhaltbaren Zustände, unter denen die Geflüchteten hier leben müssen, ein wenig zu verändern.

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Bild: Moria Refugee Camp auf Lesbos. Bild: Jenny Bartsch Photography.

Unser Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Die Berichterstattung und Dokumentation der Zustände hier sind für uns sehr wichtig. Aber auch die Unterstützung der selbstorganisierten Hilfsstrukturen vor Ort stehen für uns im Vordergrund. Bis jetzt haben wir uns u.a. bei der No Border Kitchen eingebracht und versucht eine Deportation zu dokumentieren. Diese fand allerdings aus nicht näher bekannten Gründen nicht statt. Wir sind in Kontakt mit zahlreichen Leuten, die sich in allen möglichen Bereichen engagieren, nicht zuletzt mit den Refugees selbst.

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Bild: Moria Refugee Camp auf Lesbos. Bild: Jenny Bartsch Photography.

Wir waren bereits einige Male in Moria, dem Lager, welches eher einem Gefängnis gleicht. Außerdem haben wir den Friedhof der Rettungswesten besucht. Obwohl es im Grunde nur ein Berg von Plastik und Müll ist, war es äußerst bewegend diese tausenden von Rettungswesten zu sehen und sich vorzustellen, dass an jeder ein Einzelschicksal hängt. Ebenfalls bedrückend war es zu erfahren, dass viele der Geflüchteten nicht einmal eine anständige Rettungsweste bei ihrer Überfahrt hatten. So fanden wir Schwimmringe und Schwimmwesten für Kinder, die eigentlich nur für Schwimmbäder geeignet sind.

Auch haben wir das selbstorganisierte Camp Pikpa besucht um zu zeigen, dass es auch anders geht. Dort leben die Geflüchteten in kleinen Holzhäusern, können selbst Gemüse anbauen, arbeiten und zur Schule gehen.

Auch Mosaik ist ein Versuch es besser zu machen. In Kooperation mit Lesvos Solidarity werden aus den Rettungswesten Taschen und andere Artikel gefertigt und verkauft.

windelnDoch die Zustände in Moria sind für uns unhaltbar. Weswegen wir uns auch vor allem dort einbringen. Gestern haben wir im Wert von 1200€ Pampers und Babynahrung verteilt. Die verzweifelten Mütter am Ende abweisen zu müssen, weil das Auto innerhalb von wenigen Minuten leer war, fiel uns sehr schwer. Den Menschen dort fehlt es schlichtweg an allem, vor allem jedoch an Menschlichkeit. Die Kinder mit verdreckten Füßen in Flip Flops bei ca 7 Grad frieren zu sehen war für manche von uns so furchtbar, dass wir danach erst einmal eine Pause brauchten.

Moria besteht aus verschiedenen Bereichen. Es gibt das offizielle Camp mit viel Stacheldraht und Zäunen drumherum, welches wiederum in verschiedene Sektionen eingeteilt ist, und das wilde Camp davor. Da das wilde Camp von den Geflüchteten selbst organisiert wird sind die Zustände dort weitaus besser als im offiziellen Lager. Es ist ordentlicher, ruhiger und es gibt sogar eine Kirche.

lesvos9Im offiziellen Camp hingegen finden inzwischen fast jede Nacht Kämpfe zwischen den verschiedenen Religionen, Kulturen und Nationalitäten statt. Die Aggressionen zwischen den einzelnen Gruppen werden von den Strukturen, die das Camp leiten, massiv angefacht. So heißt es z.b. nicht selten: “Die Babynahrung ist nur für syrische Kinder.” oder “Nur die Afghanen dürfen in Wohncontainern wohnen.”

Kommt es in der Nacht zu Kämpfen, dauert es meistens relativ lange bis die Polizei eingreift. Überhaupt hat man das Gefühl, dass sich die staatlichen Strukturen immer weiter zurückziehen und die Leute sich selbst überlassen werden. Außerdem gibt es keine Stelle, die Todesfälle oder Verletzungen dokumentiert und veröffentlicht. Ein Aktivist von Cars Of Hope hat versucht eine Nacht in Moria zu verbringen und wurde von uns spät nachts noch abgeholt, da die Kämpfe so eskalierten, dass seine Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. In dieser Nacht wurden zahlreiche Menschen teils schwer verletzt, darunter auch schwangere Frauen und Kinder.

Wenn man weit weg in Deutschland sitzt, mögen einem diese Kämpfe vielleicht befremdlich vorkommen, aber wenn man mitbekommt, wie die Leute hier gegeneinander ausgespielt werden, wundert man sich eher, dass es nicht noch mehr eskaliert.

Ein weiteres Problem ist das Wetter. Auf Lesbos gibt es im Winter häufiger Stürme, viel Regen und teilweise sogar Schnee. Die meisten Menschen in Moria haben weder eine geeignete Unterkunft noch ausreichend Kleidung.

lesvos2Der Müll dort wird teilweise über mehr als eine Woche nicht abgeholt. Die Toiletten und Duschen werden nicht gesäubert. Einige Geflüchtete sagten uns, dass es kaum noch möglich ist einen Unterschied zu erkennen, da alles voller Fäkalien ist. Da es nicht immer fließendes Wasser gibt, werden die Fäkalien teilweise auch ins Camp gespült und man sieht Kinder, die darin spielen. Für uns war es sehr schwer diese Bilder auszuhalten.

Wir sind noch bis zum 11.01 2018 auf Lesbos und wollen in dieser Zeit möglichst viel bewegen. Dafür brauchen wir eure Hilfe. Bitte spendet weiterhin für unsere Kampagne “Weihnachten hinter Stacheldraht” und unterstützt uns dabei den Menschen hier zu helfen.

Wir bedanken uns bei allen, die bis jetzt gespendet haben. Ohne euch wäre unsere Arbeit nicht möglich.

crowdfundingdec17kleinUnsere Crowdfunding Kampagne “Weihnachten hinter Stacheldraht” findet ihr (bis einschließlich 24. Dezember) hier:

https://www.leetchi.com/c/soziales-von-cars-of-hope

Außerdem könnt ihr uns auch via Paypal (auch nach den 24. Dezember) unterstützen: carsofhopewtal@gmail.com 

 

 

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