Wird Velika Kladuša das neue Idomeni?

Cars Of Hope ist erneut im Einsatz, dieses Mal in Bosnien. Zwei Aktivisten sind am Samstag Abend in Velika Kladuša angekommen. Gemeinsam mit zwei Volunteers, die schon länger vor Ort sind, versuchen wir nun die lokale Bevölkerung bei ihrer Hilfe für die Geflüchteten zu unterstützen. 

„Es hat mich 37 Versuche gekostet, aber nun bin ich in Europa angekommen.“ erzählt uns ein Geflüchteter, während wir Wäscheleinen an den provisorisch aufgebauten Duschen aufhängen, um die Kleiderausgabe besser organisieren zu können. Er zeigt uns seinen Fuß. Kroatische Polizisten versuchen jede Nacht Geflüchtete davon abzuhalten weiter zu reisen. Sie zielen dabei mit ihren Schlagstöcken extra auf die Füße der Refugees, um sie so möglichst lange an der Weiterreise hindern zu können. Immer wieder sehen wir eingegipste Füße. „Aber in einigen Tagen ist mein Fuß wieder in Ordnung. Dann versuche ich es erneut. Inshallah.“ sagt der junge Mann und grinst uns dabei an. Seine Hoffnung lässt sich nicht von einigen Polizisten zerstören.

Auch hören wir viele Geschichten über zerstörte Mobiltelefone und sogar Diebstähle durch kroatische Polizisten, bevor sie die Geflüchteten illegal wieder nach Bosnien abschieben. Dies nennt man Push-Backs.

Sehr beeindruckt hat uns die lokale Bevölkerung. Latan, Halil, Livak, Niho und Omir haben ein kleines Restaurant in der bosnischen Grenzstadt. Als mehr und mehr Geflüchtete ankamen, haben sie ihr Restaurant kurzerhand in eine Volksküche umfunktioniert. Jeden Tag kochen sie zwei Mahlzeiten für alle Geflüchteten, die Hunger haben. Während des Ramadan bedeutet das für sie auch noch eine längere Arbeitszeit, da Muslime erst nach Sonnenuntergang essen. Durch ihre Hilfe verlieren sie mehr und mehr Gäste und haben inzwischen selbst Probleme, um über die Runden zu kommen, aber für sie ist es vollkommen selbstverständlich weiter zu machen. Halil sagt: „Du kannst Bosnien nicht lieben und dann den Menschen nicht helfen.“

Velika Kladuša war zur Zeit der Balkankriege eine Frontstadt. Viele Menschen hier wissen sehr genau, was es bedeutet im Krieg zu leben und fliehen zu müssen. Für sie ist keine politische Handlung Geflüchteten zu helfen, sondern einfach vollkommen normal. Die wenigen Volunteers, die es hier gibt, versuchen alles, um die Bevölkerung zu unterstützen, denn Bosnien ist kein reiches Land und viele Menschen hier haben selbst viele Probleme. Doch trotzdem kommen viele Menschen zum Camp, um den Refugees Spenden zu bringen.

Für uns ist es schön zu sehen, dass die Geflüchteten sich hier vollkommen frei bewegen können. Auch die bosnische Polizei ist freundlich und hält sich sehr zurück. Andererseits bedeutet die mangelnde Infrastruktur natürlich auch, dass Geflüchtete nachts im Regen schlafen müssen, da es an Unterbringungsmöglichkeiten mangelt.

 

Nach Bosnien verschlagen hat uns ein Anruf eines Aktivisten von S.O.S. Team Kladuša, mit dem wir bereits in Griechenland und Serbien sehr gut zusammen gearbeitet haben. Er bat uns um Unterstützung und wir sind dieser Bitte nachgekommen. 

Gemeinsam versuchen wir nun zu schauen, was am dringendsten benötigt wird. Gestern und heute haben wir insgesamt knapp 40 Paar Schuhe gekauft und verteilt. Außerdem wurde ein Teil der Spendengelder in einen Akkuschrauber und anderes Werkzeug investiert. Das wird zum Beispiel benötigt, um mobile Duschen zu errichten und das Camp besser auszubauen. Viele Geflüchtete tragen ihre wenigen Habseligkeiten in Plastiktüten mit sich herum. Deshalb haben wir heute außerdem noch Rucksäcke besorgt, die wir in den kommenden Tagen verteilen werden.

Eine relativ kleine Gruppe von Menschen kümmert sich um sämtliche Belange der Geflüchteten. Das fängt an bei der Nahrung und natürlich Wasser, geht über Duschen und Hygiene im Allgemeinen, Wäsche waschen und neue Kleidung verteilen, medizinische Versorgung und Seelsorge bis hin zu dem Versuch die europäische Asylpolitik zu erklären. Wir sind nun ein Teil von dieser kleinen Gruppe und versuchen unser Bestes. 

Durch die offene Grenze in Bosnien und die geschlossenen Grenzen im Rest von Europa sammeln sich hier nun mehr und mehr Menschen. Jeden Tag kommen zwischen 100 und 150 Geflüchtete in Bosnien an, Tendenz steigend. Wir fühlen uns an die Anfänge von Idomeni erinnert.

Wie ihr euch vorstellen könnt, sind alle unsere Versuche zu helfen nur Tropfen auf dem heißen Stein. Als wir heute die Schuhe verteilten, gab es am Ende immer noch einige Geflüchtete, die uns in Flip Flops und mit Tränen in den Augen anflehten, ihnen neue Schuhe zu besorgen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden morgen erneut Schuhe zu kaufen. Dafür brauchen wir eure Unterstützung dringender denn je. Jeder Euro hier kann etwas bewegen. Bitte helft uns weiterhin dabei zu helfen und spendet einen Betrag, den ihr erübrigen könnt an:

Kontoverbindung

Volksbank im Bergischen Land

Kontoinhaber: Hopetal e.V.

Verwendungszweck: Cars of Hope

IBAN: DE51 3406 0094 0002 9450 87

BIC: VBRSDE33XXX

PayPal Konto: carsofhopewtal@gmail.com

 

 

 

Ein Gedanke zu “Wird Velika Kladuša das neue Idomeni?

  1. Pingback: Ein Dach über dem Kopf für Geflüchtete in Bosnien – Cars of Hope

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